Rainer Ehrt . 2018
zur Vernissage Theurer / Beumelburg am 3.6. im Kunstverein Kleinmachnow (Auszug)
Andreas Theurer stammt aus Göppingen und hat an der Kunstakademe Stuttgart bei Alfred Hridlicka Bildhauerei studiert. Nach verschiedenen Lehrämtern in Braunschweig und Berlin ist er seit 1993 Professor an der Hochschule Anhalt am Bauhaus Dessau. Eine große Ausstellung von ihm ist übrigens gerade in der Vertretung des Landes Rheinland -Pfalz in Berlin zusehen, zusammen mit Bildern von Edite Grinberga. Ich erwähnte schon seine Relief- Skulptur „Raumparadox“, die auf eine strenge, aber doch auch spielerische Weise einen artifiziellen Raum im Raum öffnet (Einstein hätte seine Freude daran gehabt…)
Theurer sagt selbst dazu: „Ich arbeite mit einer Geometrie, die nicht der Verortung, sondern der Ortsveränderung geschuldet ist. Zeit-Geometrie hab ich sie manchmal genannt“. In diese Ausstellung reichen seine Mittel dazu von gebeizten, bemalten, angeschliffenen Hölzern über lasergeschnittenen Stahl bis hin zu Skulpturen aus leichter Wellpappe, welche letztere er aber auf faszinierende Weise kolossal, schwer und zeichenhaft zu machen versteht, so dass man kaum glaubt, dass die alten Dielen des Landarbeiterhauses sie aushalten. Die Monumentalität, Zeichenhaftigkeit und existentielle Wucht von Theurers Figuren sind also nicht nur am Material, auch nicht nur an der schieren Größe festgemacht, groß sind sie auch im Kleinen. So wenig zufällig sich harte und weiche Kanten, glatte und schrundige Oberflächen, geballtes Volumen und feine stereometrische Lineaturen in dieser Plastik begegnen, so wenig zufällig sind sie auch im jeweiligen Raum, in dem sie sich aufhalten, und zueinander platziert. Sie dialogisieren doppelt: Mit uns und untereinander. Theurers Figuren bringen es fertig, bestimmend und offen zugleich zu sein, und sie wirken nicht gesucht, sondern gefunden, um einen bekannten Satz Picassos abzuwandeln. Die samtigen Schwärzungen und illusionären Raumlinien, welche sie überziehen, sind Elemente einer beinahe sakralen Stille und eines anderen, erweiterten Raumverständnisses, aber daneben und darüber hinaus sind sie auch einfach von einer strengen Schönheit.
Rainer Ehrt
(* 13. August 1960 in Elbingerode, Harz)
ist ein deutscher Maler, Grafiker, Illustrator, Cartoonist und Autor. Für sein künstlerisches Werk hat er zahlreiche nationale und internationale Preise erhalten. Er lebt in Kleinmachnow und ist Leiter des Kleinmachnower Kunstvereins „Die Brücke“.